Herberton Historic Village - faszinierende historische Gebäude
Das Museum "Herberton Historic Village" befindet sich in Australien im Norden Queenslands im Bergdorf Herberton in der Nähe von Atherton, eineinhalb Autostunden süd-westlich von Cairns.
Herberton
Von Atherton kommend fährt man 18 km die Herberton Range hinauf nach Herberton. Herberton wurde 1880 gegründet und ist ein idyllisches Dorf mit knapp 1000 Einwohnern. Herberton besitzt auch aufgrund der schönen Lage in hügeligem Gelände einen beachtlichen historischen Charm. Sehr empfehlenswert ist ein Besuch des ungewöhnlichen Spionagekameramuseums, in dem man unbedingt eine der stündlich stattfindenden Führungen mitmachen sollte.Durch den Ort fließt der Wild River, ein beschauliches Rinnsal in der Trockenzeit von Mai bis Oktober und bisweilen ein reißender Fluß in der Regenzeit von November bis April. In Herberton geht es deutlich ruhiger zu als in Atherton.
Auch in Herberton gibt es zum Übernachten einen Campingplatz, den Wild River Caravan Park, sehr nett gelegen am Ortseingang von Herberton an einem Hügel. Für Wohnmobile oder Wohnwagen gibt es bestromte oder stromlose Plätze. Camping ist im oberen Bereich auf einer Wiese australischen Typs möglich, d. h. hier und da gibt es mal einen Grashalm, der allerdings nicht immer grün ist.
Herberton Historic Village
Das Herberton Historic Village ist ein Freilichtmuseum mit über 50 voll eingerichteten historischen Gebäuden auf 16 Hektar Fläche, ein kleines Dorf für sich. Fast alle Gebäude wurden unzerlegt von ihrem ursprünglichen Ort in Queensland in das Museum zu ihrer finalen Ruhestätte transportiert.Ältere Menschen finden in diesem Museum eine Vielzahl von Gegenständen aus der Kindheit wie Schallplattenspieler, Röhrenradios, mechanische Nähmaschinen, Kreidetafeln, Blechspielzeug usw. Jüngere Menschen lernen die pre-Smartphone-Welt kennen. Es gab tatsächlich eine Zeit, in der keine allumfassende omnipräsente Kommunikation möglich war. Vor dem schnurgebundenen Telefonzeitalter gab es begrenzte Kommunikationsmöglichkeiten über Morseleitungen.
All diese technologischen Errungenschaften kann man in den liebevoll eingerichteten Gebäuden kennenlernen. Im Gebäude der Herberton State School kann man ein altes Klassenzimmer bestaunen.
Im Gebäude der Schule findet man die Australischen Pennies, welche allerdings in einem schlechten Zustand sind, da sie im Freien auf einem militärischen Gelände gefunden wurden.
Bei fast jedem Exponat befindet sich erläuternder Text mit Hintergrundinformationen. Die Geschichte wird damit wieder zum Leben erweckt und der Besucher wird aufgefordert, sich mit den Exponaten intellektuell zu beschäftigen.
Ein sehr interessantes Gebäude ist das der Herberton Times, eine Zeitungsdruckerei. Die alten Druckmaschinen bestehen vollständig aus Metall und sind aus tausenden von Einzelteilen zusammengesetzt. Solche Maschinen ohne die Verwendung von Computern zu entwerfen und zu fertigen war eine ungemeine Leistung.
In der Druckerei arbeitet fast jeden Tag ein freiwilliger Rentner, der den Besuchern das damalige Druckhandwerk vorstellt. Wer möchte, kann für einen geringen Betrag ein Suchplakat drucken lassen, auf dem der eigene Name und ein passender Suchtext aufgedruckt ist. Das Plakat hat das Format DIN A4. Gesetzt werden vom Angestellten die beiden persönlichen Zeilen, der Rest ist bereits vorgedruckt. Jeder einzelne Buchstabe wird spiegelverkehrt in einer Halterung fixiert, bevor der Druck mit einer mechanischen Druckmaschine erfolgen kann.
Wer sich für alte Autos interessiert, muss unbedingt die Garage besuchen. Dort steht unter anderem ein Ford "Roadster" Modell T aus dem Jahr 1923. Das Auto verbrauchte mindestens 11 Liter pro 100 km. Der Motor mit 4 Zylindern konnte das Auto auf maximal 71 km/h beschleunigen.
In der Garage befinden sich auch Kunstwerke des Dorf-Schmieds. Der Dorf-Schmied ist ein wahrer Künstler in der Metallbearbeitung und fertigt aus Alltagsgegenständen lustige Produkte wie diese Eidechsen aus Maulschlüsseln. Regelmäßig kann man ihm beim Schmieden zusehen. Die Termine sämtlicher Live-Attraktionen des Herberton Historic Village erhält man beim Betreten des Museums an der Kasse automatisch in Papierform mitgeteilt.
Regelmäßig kann man einige Produkte des Schmieds im Souvenirgeschäft des Museums käuflich erwerben. Als Beispiel diese Schlange aus Metall.
Häufig sieht man Exponate, bei deren Anblick man froh ist, dass es diese Gerätschaften heutzutage in dieser Form nicht mehr gibt. Wer möchte noch ein Röhrenradio im Wohnzimmer stehen haben, das so groß wie eine Kommode ist?
Besonders faszinierend sind die Reliquien der Zahnarztpraxis, die in einem Nebenraum der Schule ausgestellt sind. Ob die Spritzen mit den Glasgehäusen und den fetten Kanülen wirklich Erleichterung vor den Schmerzen gebracht haben, ist fraglich. Wer besonders viel Pech hatte, dem musste ein Weisheitszahn entfernt werden.
Man möchte auch nicht wirklich mit der pedalgetriebenen Zahnbohrmaschine behandelt werden.
Man kann sich die Qualen, welche diese Gerätschaften ausgelöst haben, gut vorstellen. Wie man auf dem folgenden Foto sieht, war nicht jeder Patient mit der Behandlung zufrieden :)
In der Apotheke befinden sich hunderte Glasflaschen und Medikamente mit zweifelhafter Wirksamkeit gegen Erkältungen, Haarausfall, Übelkeit und alle möglichen anderen Leiden - vielfach betitelt mit "Dr. XYs Wundermittel gegen ...". Menschen mit gutem Ansprechen auf den Placebo-Effekt waren damals klar im Vorteil.
Es gibt eine Anzahl von Gebäuden vom Ende des 19. Jahrhunderts, als es noch keinen elektrischen Strom gab. Die Einrichtung ist schlicht und praxisbetont und bringt manchen Betrachter dazu, das eigene Dasein zu reflektieren. Damals musste man für etwas Licht am Abend eine Kerze oder Petroleumlampe anzünden und das einzig "smarte" an dieser Beleuchtung war, dass sie nach einiger Zeit automatisch aus ging - weil das Wachs oder Petroleum aufgebraucht war ...
Das Museum wird durch den Wild River in zwei Teile geteilt. Über eine wunderschöne Hängebrücke aus lokalem Holz gelangt man auf die andere Seite.
Auf der anderen Seite des Flusses befinden sich eine Vielzahl landwirtschaftlicher Geräte. In der John Deere Scheune stehen liebevoll restaurierte und voll funktionsfähige Traktoren der Marke "John Deere". Täglich werden diese Maschinen zum Laufen gebracht. Wenn man zur rechten Zeit dort ist, kann man das laute Dröhnen sowie den Ölgeruch hautnah erleben.
Ein besonderes Kunstwerk ist diese Siedlerfamilie aus Stahl. Das harte Material wurde vom Künstler so geschickt gestaltet, dass es weich und fließend wirkt.
Gegründet wurde das Museum von Harry Skennar, der in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen hat, alte Gegenstände zu sammeln. Anfangs wurde er belächelt und was er gesammelt hat, wurde allseits als "totaler Abfall" bezeichnet. Die Ahnung, dass diese Dinge später von gesellschaftlichem Wert sein können, hat ihn ausgezeichnet.
Harry Skennar ist 2009 im Alter von 75 Jahren verstorben. Sein Motto war "Du kannst es nicht wegwerfen, es ist Geschichte". Diese Geschichte lebt dank seiner Weitsicht in seinem Museum weiter.
Atherton
Atherton ist ein lauter mäßig ansehnlicher Ort mit viel Autoverkehr auf der Hauptstraße und einem charakterlosen Gebäudekonglomerat.Zum auswärts Essen gibt es in Atherton eine Reihe von Cafes, die auch vegetarische Gerichte anbieten, und Hotels/Pubs. Fast allen Etablissements gemeinsam, besonders aber den Hotelrestaurants, ist die typisch australische, spröde bis nüchterne Atmosphäre, die beim Durchschnittseuropäer erstmal Verwunderung auslöst. Nein, man befindet sich nicht in einem Sparkassenfoyer, sondern im Speisebereich eines Hotels. An den mit Plastikdecken bedeckten Tischen im Restaurantbereich oder an der Bar im Pub werden erstaunlich leckere und für australische Verhältnisse mit ca. 12 bis 28 A$ durchaus bezahlbare Gerichte serviert. Steaks gibt es genauso wie die obligatorischen Burger. Die Burger sind tatsächlich eigenständige Gerichte und werden mit "Chips", also Pommes Frites, oder Salat serviert. Eine Scheibe rote Beete ist fast immer dabei.
Wenn man sich durch die nicht immer nüchternen Pubbesucher und durch die mit Fernsehbildschirmen vollgestopften Wände nicht abschrecken lässt, kann man sich auch zum Essen an die Bar setzen. Die kontinentspezifische Unkompliziertheit wird auch hier voll ausgelebt: Man kommt rein, sucht die Speisekarte, die fast immer irgendwo rumliegt, oder liest die Kreidemitteilungen an den Wänden (ja es gibt dort auch kleine Bereiche, wo kein Fernseher hängt!), bestellt und zahlt an der Bar und bekommt das Essen nach einiger Zeit an den Tisch geliefert. Die Zuordnung Essen zu Gast erfolgt durch die Ausgabe einer Schilds mit einer Nummer oder Aufnahme des Namens. Wenn man nach einem Namen gefragt wird, sollte man einen möglichst komplizierten deutschen Namen nennen, weil dann das Ausrufen dieses Namens durch einen Australier besonders lustig ist :)
Hotel- oder Pubrestaurants gehören zu den wenigen Örtlichkeiten, wo sich die Australier auch mal zum Essen hinsetzen. Normalerweise wird das Essen "take away" abgeholt und im Auto oder zu Hause verspeist. Besonders abends ißt der Australier gerne im Pub, weil der Abtransport des Essens durch die Hungrigen, aber nicht mehr Durstigen schwer möglich ist.
Eine wahre Oase der Ruhe ist der Atherton Woodlands Campingplatz, der zur Big4-Gruppe gehört und am Ortsausgang an der Straße nach Herberton liegt.
Inmitten eines tropischen Gartens gibt es Campingplätze mit oder ohne Stromanschluss. Besonders schön gelegen sind die Zeltplätze ohne Stromanschluss. Wenn man zur richtigen Zeit dort ist, kann man Samen des Lichtnussbaums (engl. Candle Nut Tree) sammeln und zu Hause in der Wohnung einpflanzen. Die Samen enthalten ätherische Öle, so dass sie nach dem Anzünden einige Zeit brennen - daher der Name.
Die Wifi-Benutzung ist im Übernachtungspreis inbegriffen. Damit kann man mit dem Smartphone immer den Wetterbericht im Blick haben. Aufgrund der Lage am Fuße der Herberton Range regnet es in Atherton etwas häufiger als in der Umgebung.